Krebscluster Wewelsfleth – Aktiv werden

krebs_0007Wir haben das zuständige Sozialministerium in Kiel aufgesucht und ein Gespräch geführt, mit dem Ziel der Aufklärung und um weitere Untersuchungen seitens der zuständigen Behörden zu veranlassen.

 

Pressemitteilung vom 22.1.2012

AKW Brokdorf kann als Ursache für Krebserkrankungen nicht ausgeschlossen werden

Die Initiative Brokdorf-akut hat in Anwesenheit des Wewelsflether Bürgermeister Ingo Karstens dem Sozialministerium in Kiel ca. 1900 Unterschriften übergeben, in denen gefordert wird, die Ursachen für das als signifikant festgestellte Krebscluster in der Nachbargemeinde Wewelsfleth aufzuklären. Gleiches fordert auch der Gemeinderat der Gemeinde Wewelsfleth seit 2010. Bgm Karstens kommentierte das Gespräch im Sozialministerium so: „Weiteres Abwarten hilft uns nicht weiter.“

Die Initiative hat keineswegs behauptet, das AKW Brokdorf sei dafür verantwortlich, dass in Wewelsfleth, verglichen mit dem Landesdurchschnitt, 50 % mehr Menschen an Krebs erkranken. (Pressemitteilung vom 15.1.12, s. Anhang). Wohl aber beklagt die Initiative, dass vom Krebsregister in Schleswig-Holstein lediglich Mutmaßungen über die vermeintlichen Ursachen geäußert werden. Dazu reicht das bisherige Datenmaterial des Krebsregisters gar nicht aus. Es müssen gezielte zusätzliche Studien vor Ort durchgeführt werden. Genau das fordern die betroffenen Bürger. Genau das wird bislang von der Landesregierung verweigert.

Nun hat die e.on auf die Berichterstattung der sh:z vom 18.1.12 mit einer Pressemitteilung (www.info-kernkraft@eon-energie.com) reagiert (sie wurde fast wörtlich von den regionalen Ausgaben der sh:z übernommen) und der Initiative vorgeworfen, sie würde „das Wewelsflether Leid für ihre Zwecke missbrauchen.“

Die Initiative Brokdorf-akut weist dies entschieden zurück und fordert die e.on auf, sich an der Ursachenklärung zu beteiligen und Geld für aussagekräftige Studien bereitzustellen. Denn eines ist unabweisbar: Das Leben in der Nähe eines AKW stellt einen Risikofaktor dar. Eine ernsthafte Aufklärung könnte weitere Krebserkrankungen reduzieren.

In der Pressemitteilung der e.on sind darüber hinaus groteske Falschinformationen enthalten:

Die e.on behauptet, die Studie „Auswertung der Krebshäufigkeit in Wewelsfleth und Umgebung 1998 bis 2008“ des Krebsregisters vom November 2009 stelle fest, dass „das Kernkraftwerk Brokdorf nicht der Grund für die Krebsfälle in W. sei.“ Tatsächlich heißt es: „Schlüssige Hinweise für das Kernkraftwerk Brokdorf als Ursache lassen sich aus den Daten nicht ableiten“.

Die e.on behauptet, „das Krebsregister hält einen Zusammenhang mit dem Kernkraftwerk für unmöglich, da in W. eine Erhöhung von Tumorarten (Prostata- Darm- und Harnblasenkrebs) vorliege, bei denen radioaktive Strahlung als Verursacher ausgeschlossen werden kann.“ Das Krebsregister schreibt dagegen: „Es zeigten sich keine Auffälligkeiten für die eher strahlungssensible Tumorgruppe der Leukämien und Lymphome.“ Z. B. ist die mögliche Verursachung von Dickdarmkrebs durch ionisierende Strahlung gut belegt. Weitere Krebsarten können durch Strahlung initiiert werden.

Die e.on behauptet: „Es ist wissenschaftlich … belegt, dass ein Kernkraftwerk im Leistungsbetrieb keine direkte Strahlung in die Umgebung sendet.“ Falsch: An einem Tag des Jahres 1995 wurde der Tagesgrenzwert für radioaktive Edelgase zur Hälfte erreicht.

Die e.on behauptet: „Die Aktivitätsabgabe über den Kamin unterschreitet … die Grenzwerte ausnahmslos um das Tausend- bis Zehntausendfache.“ Falsch: Zumindest die Tritiumabgaben bewegen sich in der Größenordnung der Genehmigungswerte.

Für die Initiative: Eilhard Stelzner Tel. 04827/3512
Karsten Hinrichsen Tel. 04829/7080