MOX-Brennelemente

MOX-Brennelemente nach Brokdorf

Für das AKW Brokdorf sollen MOX-Brennelemente eingesetzt werden. Deren Verwendung wurde nachträglich beantragt und genehmigt. MOX-Brennelemente enthalten eine große Menge Plutonium und sind hochgradig gefährlich. Für den Kraftwerksbetreiber sind sie lukrativ, weil sie einen erhöhten Wirkungsgrad haben und als ein Baustein der Entsorgung gelten, da hierbei Plutonium aus der Aufarbeitung verbrauchter Brennelemente eingesetzt werden kann, für das es sonst keine Entsorgungsmöglichkeit gibt. Erzeugt wird bei ihrem Einsatz erneut Plutonium.

MOX-Brennelemente bringen ein erheblich höheres Gefährdungspotential mit sich. Betrieb und auch der Transport bringen wesentlich größere Gefahren mit sich als bei Brennelementen mit Uran als Brennstoff.

Für Brokdorf sollen im Zuge der bevorstehenden Revision auch MOX-Brennelemente im Tausch für verbrauchte Brennelemente eingesetzt werden. Deren Anlieferung steht bevor. Betreiber und Aufsichts- und Genehmigungsbehörden schweigen sich dazu aus.


Hamburg, 18. Mai 2013
Plutonium-Transport mitten durch Hamburg geplant

Nach Brand auf Atomschiff droht mit MOX-Transport von Belgien nach Brokdorf weit größere Gefahr / Atomkraftgegner fordern Absage des Transports
Nach Informationen der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt soll in den nächsten Tagen ein Straßentransport mit plutoniumhaltigen MOX-Brennelementen vom belgischen Dessel zum schleswig-holsteinischen Atomkraftwerk Brokdorf rollen. Die insgesamt zwölf Brennelemente enthalten zusammen mehr als 200 kg Plutonium. Der Transport soll aller Voraussicht nach mitten durch die Millionenstadt Hamburg rollen.

Dazu erklärt Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt:

„Kurz nachdem das ganze Ausmaß des Brandes eines Atomfrachters im Hamburger Hafen bekannt geworden ist, gibt es nun die nächste Hiobsbotschaft: Zwei LKW mit riesigen Mengen des Ultragiftes Plutonium sollen quer durch Belgien, Holland und Deutschland und mitten durch Hamburg rollen.

Wurde bei der Debatte über das brennende Schiff mit Uranhexafluorid noch darauf hingewiesen, dass solche Gefahrguttransporte quasi eine Alltäglichkeit für Hamburg darstellen, so lässt sich jetzt feststellen:
Der Transport von Material, mit dem sich 25 Atombomben vom Nagasaki-Typ bauen ließen und das schon in allerkleinsten Mengen tödlich ist, ist eine absolute Extremsituation.

Würde bei einem Unfall ein MOX-Behälter undicht und das Plutonium durch Brandeinwirkung über eine größere Fläche verteilt, dann hätte das in der dichtbesiedelten Millionenstadt Hamburg fatale Folgen.  Denn schon wer wenige Millionstel Gramm dieses Ultragiftes einatmet, ist akuter Krebsgefahr ausgesetzt. Außerdem ist Plutonium wie andere Schwermetalle hochtoxisch. Schon eine Dosis im zweistelligen Milligrammbereich ist für Menschen tödlich. Eine rechtzeitige Evakuierung in einer dichtbesiedelten Großstadt wäre kaum möglich. Konkrete Katastrophenschutzpläne für einen Unfall mit einem MOX-Transport gibt es nicht.

MOX-Brennelemente sind nicht nur bei Verkehrsunfällen ein unverantwortbares Risiko. Auch ihr Einsatz im Reaktor birgt zusätzliche Gefahren. Das wurde der Weltöffentlichkeit durch die Ereignisse im Reaktorblock 3 von Fukushima besonders deutlich. Atommüll aus MOX strahlt etwas doppelt so stark wie der aus herkömmlichen Uran-Brennelementen. Auch wenn wir den Weiterbetrieb des Atomkraftwerks Brokdorf grundsätzlich ablehnen, sei gesagt: Das AKW könnte auch ohne MOX betrieben werden – und zwar deutlich sicherer.

Wir fordern die Behörden auf, den unnötigen Transport abzusagen und ein Konzept zu entwickeln, wie Unfälle mit diesem extremen Gefahrgut gehandhabt werden können, ohne dass Menschen zu Schaden kommen. Sollte der Transport nicht abgesagt werden, muss die Bevölkerung genau über Routen und Zeitpläne informiert werden, damit sie sich selbst schützen kann.

Den Landesregierungen von Niedersachsen und Schleswig-Holstein sei gesagt: Der MOX-Transport enthält deutlich mehr Plutonium als die geplanten Castor-Transporte aus Sellafield, über die gerade die halbe Republik diskutiert. Die Innenminister der betroffenen Bundesländer, also auch Hamburg, können den Transport verhindern, wenn sie sich nicht in der Lage sehen, kurzfristig genügend Kräfte zu seiner Sicherung bereitzustellen. Dann muss das Bundesamt für Strahlenschutz die Transportgenehmigung zurückziehen.“

Bei den bisher letzten MOX-Transporten in Deutschland, als im Herbst 2012 das AKW Grohnde beliefert wurde, gab es entlang der ganzen Strecke Protestaktionen von Atomkraftgegnern – in Grohnde selbst massive Blockadeaktionen.

Das AKW- Grohnde ging am 14. Mai nach Revision und Einsetzen der MOX-Brennelemente wieder ans Netz.

Nach derzeitigem Stand wird der Transport voraussichtlich in der Zeit von 21. bis 23. Mai 2013 erfolgen. Die Polizei Itzehoe hat sich für diesen Zeitraum quasi abgemeldet, vermutlich zu einem „Betriebsausflug“ nach Brokdorf.


MOX-Infos übernommen von .ausgestraht. Dort gibt es mehr Infos.

Was ist MOX?

MOX ist die Abkürzung für Mischoxid. MOX-Brennelemente bestehen nicht wie herkömmliche Brennelemente aus Uran allein, sondern aus einem Gemisch von Uran(oxid) und Plutonium(oxid). Der Plutoniumanteil liegt meist bei fünf bis acht Prozent. Jedes MOX-Brennelement enthält etwa 17 Kilogramm Plutonium.

Warum sind MOX-Brennelemente so gefährlich?

Plutonium ist radioaktiv und hochgiftig. Winzigste Mengen Plutonium, die in den Körper gelangen, reichen aus, um sicher Krebs zu erzeugen, wenige Kilogramm Plutonium genügen, um eine Atombombe zu bauen. Plutonium ist deswegen einer der gefährlichsten Stoffe, die es gibt.
Um MOX-Brennelemente herzustellen und auszuliefern, müssen große Mengen Plutonium verarbeitet und über weite Strecken transportiert werden. Das erhöht das Unfallrisiko. Außerdem kann das brisante, waffentaugliche Material so an vielen Stellen leicht in falsche Hände geraten. Selbst aus frischen MOX-Brennelementen lässt sich der Bombenstoff noch leicht extrahieren.
MOX macht zudem die AKW selbst gefährlicher. Ein mit MOX bestücktes AKW lässt sich schwerer regeln als eines, das nur mit Uranbrennelementen bestückt ist; die Kettenreaktion kann mit MOX-Brennelementen leichter außer Kontrolle geraten, die Strahlenbelastung steigt.


Geheimniskrämerei um Atomtransporte

Transporte von Atomarer Fracht werden seit einiger Zeit geheimgehalten.
Für die Genehmigung  – beispielsweise eines Brennelementetransportes –  ist das Bundesamt für Strahlenschutz BfS zuständig. Die Transportgenehmigungen sind auf der Internetseite des BfS aufgelistet. Tatsächlich werden die Transporte allerdings erst nachträglich, nachdem sie erfolgt sind, auf der Seite eingestellt. Der Grund ist recht einfach und auf der entsprechenden Seite nachzulesen: „Auf Bitten des Bundesumweltministeriums enthält diese Liste aus Gründen der Sicherung keine Genehmigungen mehr, mit denen nicht ein Transport bereits durchgeführt worden ist.“
Das war früher anders, Transporte und ihre Genehmigungen wurden vorab veröffentlicht. Der wahre Grund für die neue Geheimniskrämerei dürfte sein, daß Protestaktionen gegen die Transporte die Basis entzogen werden soll, und damit die Kosten für die Sicherung der Transporte minimiert werden sollen. So können Betreiber und Politik vollendete Tatsachen schaffen und legitime Bürgerinformationen und –bedenken oder –proteste umgehen. Die Politik nennt diese Handhabung gern „Transparenz“ (Achtung: nicht nachschlagen – Lexikon und wikipedia verstehen darunter etwas ganz anderes!)


Bericht des NDR zum Brand eines Atomfrachters im Hamburger Hafen: zur Seite des NDR

Radioaktive Fracht an Bord
Hamburg Journal – 16.05.2013 19:30 Uhr
Beim Brand des Frachters „Atlantic Cartier“ ist die Stadt offenbar knapp einer Katastrophe entgangen. 500 Meter entfernt wurde gerade der Kirchentag gefeiert.
Nur 500 Meter entfernt feierte der Kirchentag
Uranhexafluorid und anderes radioaktives Material waren auf dem Frachter „Atlantic Cartier“, als dieser am 1. Mai am O’Swaldkai in Flammen aufging. Nach Recherchen des NDR standen die Behälter mit rund 20 Tonnen der spaltbaren Substanzen in der Nähe des Brandherdes. Besonders brisant: Nur wenige Hundert Meter entfernt wurde der Eröffnungsgottesdienst des Evangelischen Kirchentages in der Hafencity gefeiert.
Grüne werfen Senat Vertuschung vor
Der grüne Abgeordnete Tjarks hatte mit einer Kleinen Anfrage an den Senat herausgefunden, dass der Frachter radioaktives Material geladen hatte. „Es ist eine Ungeheuerlichkeit, dass der Senat die Öffentlichkeit nicht von sich aus über diese Beinahe-Katastrophe informiert hat“, sagte Tjarks. „Hier muss man von einem Vertuschungsversuch sprechen.“
Gefahrgut erkannt, Gefahr gebannt?
Es sei bekannt gewesen, dass das Schiff auch Gefahrgut geladen habe, hält der Sprecher der Innenbehörde Frank Reschreiter dagegen. Darum habe die Feuerwehr sofort reagiert und die Container von Bord geholt. „Durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr bestand keine Gefahr für den Hafen und die Menschen in der Umgebung.“
Hochgiftige Substanz
Uranhexafluorid wird unter anderem zur Herstellung von Atom-Brennstäben verwendet. Die Substanz ist hochgiftig. Ein damit kontaminiertes Gebiet gilt für lange Zeit als unbewohnbar. An Bord des brennenden Frachters waren auch rund 180 Tonnen leicht entzündliches Ethanol und mehrere Tonnen Explosivstoffe, darunter Teile für Munition. Während des Feuers sind nach Angaben des Senats keine Gefahrstoffe ausgetreten. Die Container in der Nähe des Brandherdes wurden noch während der Löscharbeiten geborgen und an Land gebracht.
Mehr als 200 Feuerwehrleute im Einsatz
Der Brand auf dem Frachter „Atlantic Cartier“ hätte verheerende Folgen haben können. Das Feuer war auf einem Deck der „Atlantic Cartier“ ausgebrochen, auf dem etwa 70 Neuwagen standen. Mehr als 200 Feuerwehrleute waren zeitweise im Einsatz, um den Brand auf dem 276 Meter langen und 32 Meter breiten Frachter zu löschen. Mithilfe von drei Schleppern und zwei Löschbooten kühlten sie die Außenhaut des Schiffes. Es dauerte fast 16 Stunden, bis der Brand vollständig gelöscht war. Der Frachter liegt immer noch im Hamburger Hafen, allerdings ist die radioaktive Ladung von Bord.